Diesen Sommer besuchten wir als Familie nach 15 Jahren unsere „alte Heimat“ Tansania. Mich interessierte, wie sich das geistliche Leben inzwischen entwickelt hat. Wieder zurück in Deutschland hörte ich eine Predigt von einem Pfarrer, der viele Jahre in Tansania gearbeitet hat. Anhand von Röm. 12,9–13 zeigte er, wie die tansanischen Christen ihr geistliches Leben gestalten. Das inspirierte mich, deswegen möchte ich davon berichten.

„Die Liebe sei ohne Falsch. Hasst das Böse, hängt dem Guten an. Die brüderliche Liebe untereinander sei herzlich. Einer komme dem andern mit Ehrerbietung zuvor. Seid nicht träge in dem, was ihr tun sollt. Seid brennend im Geist. Dient dem Herrn. Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet. Nehmt euch der Nöte der Heiligen an. Übt Gastfreundschaft.“

Röm. 12,9–13 (Lutherbibel 2017)

„Seid brennend im Geist.“

Tansanische Christen sind oft sehr formell, hierarchisch und lieben traditionelle Etikette. Trotzdem gilt, sie sind brennend im Geist. Zu allen Zeiten loben sie Gott. Überall hört man „Bwana asifiwe“ (Der Herr sei gelobt). Obwohl das formelhaft wirkt, ist es ernst gemeint. Sie erwarten ganz konkret Gottes Handeln in ihrem Leben. Es ist bewegend, dabei zu sein, wenn sie Gottesdienste feiern und mit Hingabe geistliche Lieder singen.

„Dient dem Herrn.“

Ganz klar, für tansanische Christen ist es persönlich von Vorteil, wenn sie eine theologische Ausbildung machen oder sich ehrenamtlich in der Gemeinde engagieren, denn so steigen sie gesellschaftlich auf. Trotzdem ist es ihr tiefer Wunsch, Gott zu dienen. Sie setzen sich vielfältig in der Gemeinde ein, beispielsweise in den Chören und in der Frauen- und Kindergruppenarbeit. Sie sind Feuer und Flamme, wenn es darum geht, eine Evangelisationsveranstaltung durchzuführen. Bei all dem, was sie für Gott tun, nennen sie sich nicht ganz ohne berechtigten Stolz „Diener Gottes“ (Mtumishi wa Mungu).

„Seid fröhlich in der Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet.“

Das Leben von tansanischen Christen ist häufig von Krankheiten und Armut geprägt. Trotzdem verzweifeln sie nicht. Da sie sich abhängig von Gott fühlen, beten sie viel. Schicksalsschläge nehmen sie hin. Für uns scheint das fatalistisch, doch sie sehen darin zuversichtlich Gottes Willen.

Übt Gastfreundschaft.“

Tansanische Christen leben oft in bescheidenen Verhältnissen. Trotzdem sind sie sehr gastfreundlich und haben eine ausgeprägte Willkommenskultur. Sie freuen sich, wenn Gäste kommen und teilen ihr Weniges mit ihnen.

Mir wurde von zwei Tansanierinnen berichtet, die in Deutschland ein diakonisches Jahr machten. Von einer Willkommenskultur in Deutschland konnten sie allerdings nichts berichten. In der Bahn wurden sie angepöbelt und im Pflegeheim, wo sie arbeiteten, diskriminiert.

Ich erzählte dies in einer Andacht an der AWM. Wir waren betroffen und schämten uns, gleichzeitig spürten wir den Wunsch, den Aufforderungen des Apostels Paulus nachzukommen und uns dabei von unseren tansanischen Geschwistern inspirieren zu lassen.

„… gleichzeitig spürten wir den Wunsch, den Aufforderungen des Apostels Paulus nachzukommen und uns dabei von unseren tansanischen Geschwistern inspirieren zu lassen.“

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