Der Nutzen der Schrift

Der Nutzen der Schrift

„Denn alles, was in der Schrift steht, ist von Gottes Geist eingegeben, und dementsprechend groß ist auch der Nutzen der Schrift: Sie unterrichtet in der Wahrheit, deckt Schuld auf, bringt auf den richtigen Weg und erzieht zu einem Leben nach Gottes Willen. So ist also der, der Gott gehört und ihm dient, mit Hilfe der Schrift allen Anforderungen gewachsen; er ist durch sie dafür ausgerüstet, alles zu tun, was gut und richtig ist.“2. Tim. 3,16f NGÜ

Es ist höchst bemerkenswert, wie der Apostel Paulus den Nutzen der Schrift betont, wenn es darum geht, die persönliche Handlungsfähigkeit zum Guten zu steigern. Im Grunde geht es um eine wertebasierte Bildung. Nur sie wird dem Menschen Gottes auch unter schwierigen Umständen das Handeln zum Guten ermöglichen.

Das ist wichtig zu wissen in diesen Tagen. Viele Herausforderungen des Lebens kommen unvorhergesehen. Eine gute Vorbereitung zur rechten Zeit ist deshalb wichtig, um schnell abwägen und gut handeln zu können, wenn es darauf ankommt. Sobald die Anforderungen da sind, ist entsprechendes Handeln gefragt. Wenn Nächstenliebe, Mitleiden, Verzicht, Geduld und Umdenken erforderlich sind, bleibt kaum Zeit, erst die Lernwege dahin zu beschreiten. Aber auch wenn wir nicht handeln können, sondern uns machtlos fügen müssen, braucht es darauf eine gewisse Vorbereitung. Alle Arten von guter Ausbildung und guter Bildung sind seit jeher darauf ausgerichtet, eine stabile soziale, gesellschaftliche, berufliche und familiäre Handlungsfähigkeit des Menschen zu gewährleisten. Die Frage ist, ob die Lerninhalte dabei tief ins Innere vorgedrungen sind oder ob sie nur oberflächlich angeeignet wurden. Jeder Belastungstest wird das schnell zeigen.

Das ist bei den Menschen, die Gott gehören wollen, nicht anders. Wenn wir allen Anforderungen gewachsen sein wollen, müssen wir dafür lernen. Und zwar sehr tiefgreifend und bei uns selbst beginnend. Die Ausdrücke, die Paulus gebraucht, sind inhaltsschwer: Unterricht in der Wahrheit, Schuld aufdecken, auf den richtigen Weg bringen, zu einem Leben nach Gottes Willen erziehen. Das sind charakterbildende Maßnahmen. Leider gibt es an dieser Stelle ein schwerwiegendes Missverständnis. Es liest sich zwar so, als ob die Schrift das ganz für sich alleine tut und es deshalb ausreicht, sie nur zu lesen oder richtig zu zitieren. Doch im Zusammenhang all dessen, was noch in der Bibel über Erziehung und Bildung geschrieben steht, wird sehr schnell deutlich, dass es hier um eine enge pädagogische Zusammenarbeit zwischen dem Wort, dem Geist Gottes und den lehrenden und lernenden Menschen geht. Es geht nicht um Wunderwege, sondern um anspruchsvolle pädagogische Lernwege, die uns verändern sollen. Eine inhaltlich richtige Informationsvermittlung allein ist komplett unzureichend.

Aber das ist ja gerade das Aufregende: Wir können, wenn wir uns auf diese Weise bilden lassen, selbst freier werden, Wahrheit lernen, auf den richtigen Weg kommen, tun, was gut und richtig ist. Das macht uns zum sprichwörtlich gewordenen Salz der Erde und Licht der Welt. Der Weg dahin ist uns gesagt: Wir können den Nutzen der Schrift dazu entdecken, persönlich erleben und gemeinsam Lernwege gestalten. Das darf uns Mut machen. Das wird unsere Bildungsbemühungen inspirieren. Die Krisen dieser Zeit sind zwar enorme Anforderungen, aber sie bergen viele Gelegenheiten und ganz neue Chancen für alle Menschen, besonders für die Menschen, die Gott angehören wollen, kreativ zu lernen, was zu tun jetzt gut und richtig ist.

Joachim Pomrehn
(Ph.D., Columbia International University) Auf ein Studium der Theologie in Deutschland und der Schweiz folgte eine Zeit der Gemeindearbeit, pastoralen Seelsorge und Begleitung von Christen mit dem Ziel der ...
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01.04.2020