Sie sind Christ, nicht wahr?!

Sie sind Christ, nicht wahr?!

Vor kurzem wurde ich daran erinnert. Es war kein angenehmer Flug. Nach knapp zwei Jahren als Flugbegleiter war ich einfach müde. Müde, immer unterwegs zu sein. Müde, immer für viele, oft anstrengende, Passagiere da zu sein. Müde, bei jedem neuen Flug mit anderen Crews zu arbeiten.

Ich war gerade von Lagos, Nigeria, zurückgekommen und der nächste Flug führte nach New York. Ich hatte persönliche Sorgen und Probleme. Die Crew harmonierte überhaupt nicht, und der Service war eine Katastrophe. Die Passagiere waren schwierig, und ich wollte einfach weg. Es war einer jener Flüge, die man als Flugbegleiter aus reiner Professionalität durchsteht, bei dem aber jedes Lächeln Kraft kostet.

In der Mitte des Fliegers saß eine Gruppe katholischer Christen, die auf dem Heimweg von einer Pilgerreise in Europa waren. Ich hatte beobachtet, wie liebevoll sie miteinander umgingen. Sie dankten Gott sogar gemeinsam für das Essen in der Economy-Class! Ich hatte ihre strahlenden Gesichter gesehen, erfüllt von dem, was sie erlebt hatten. Und ich war ein bisschen neidisch, weil mein Leben und meine Arbeit im Moment so gar nichts Erbauliches in sich hatte.

Gegen Ende des Fluges – ich war auf der letzten “Müllrunde” – sprach mich einer aus der Gruppe an: “Sie sind Christ, nicht wahr?!”

Mir schossen Tränen in die Augen. Ich hatte wahrlich nicht das Gefühl, als ob an diesem Tag meine Beziehung zu Jesus meinen „Dienst“ an den Passagieren durchdrungen hätte. Ich war nicht erfüllt von diesem warmen, elektrisierenden Gefühl, das diese Gruppe offensichtlich von ihrer Pilgerreise mitgebracht hatte. Wie kamen sie nur auf die Idee, dass ich Christ sein könnte?

„Sie haben während des ganzen Fluges den Frieden und die Liebe Christi ausgestrahlt.”

Wow…! Und dann fragten sie, ob sie für mich beten dürften. Und taten es – mitten im Flieger. Sie segneten mich und beteten, dass ich auch weiterhin ein Segen sein würde in meinem beruflichen und privaten Umfeld.

Und ich war so überwältigt von Freude, so verwirrt und beschämt über dieses Wunder, das Gott so offensichtlich in mir und durch mich vollbracht hatte.

Ich wage zu behaupten, dass es auch im Leben von Menschen rund um unsere AWM viele Zeiten gibt, in denen wir uns nicht als die freudestrahlenden, positiven, friedvollen, ausgeglichenen und anziehenden Zeugen Jesu erleben, die wir so gerne sein möchten.

Aber Gott durchdringt unsere Herzen, unser Leben, unsere Gedanken und unser Innerstes immer mehr – wenn wir IHN lassen - und ist deshalb auch fähig, DURCH uns zu kommunizieren, wenn wir das gar nicht spüren.

01.04.2018